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Lager seines Neffen und schlo ihm die Augen und den Mund. *
Ein allgemeiner Schrecken verbreitete sich auf die Kunde von des Herzogs Ermordung in Paris und im ganzen Lande, aber die Hoffnung des Mrders wurde getuscht. Die Gattin des Prinzen gebar im September einen Sohn, Heinrich, Her-zog von Bordeaux, der mit dem Wasser des Jordan, das Herr von Chateaubriand mitgebracht, getauft und als muth-malicher dereinstiger Thronfolger betrachtet wurde. Louvel, der seine ruchlose That ohne Mitschuldige verbt hatte, ward am 6. Juni 1820 hingerichtet.
Jetzt aber erhoben die Ultra's gegen Decazes die furcht-barsten Anklagen. Sie gaben ihm Schuld, durch Begnstigung des Liberalismus solche .'verbrecherische Gedanken im Volke erzeugt zu haben, ja sie bezeichneten ihn geradezu als Urheber des begangenen Frevels. Graf Artois bestand auf seiner Entlassung, der König mute nachgeben, und am 20. Febr. bernahm Richelieu wieder das Ministerium. Die Prefrei-heit ward aufgehoben, ein neues Wahlgesetz zu Gunsten der Aristokratie erlassen, die persnliche Sicherheit und die Lehr-freiheit beschrnkt; berhaupt sollte ein streng monarchisches System den ffentlichen Geist in royalistische Bahnen zurck-fhren. Die Folge aber war, da die feindlichen Parteien sich in geheime Clubs zurckzogen und Verschwrungen an-zettelten, die jedoch unterdrckt wurden.
Frankreich befand sich im Zustande groer Aufregung, als die im Juli 1821 anlangende Kunde vom Ableben Napoleons die Aufmerksamkeit eine Zeit lang von den Tages-fragen ab und auf den groen Todten lenkte. Seine von St. Helena zurckgekehrten Gefhrten verbreiteten die Nach-richt von seinen Entbehrungen und Leiden in der Gefangen-schaft, die von ihm verfaten oder durch ihn eingegebenen Schriften entwickelten sich zu einer eigenen bonapartistischen Literatur, in welcher die Vorzge des Eroberers erhoben, seine Schwchen verhllt und das Urtheil der Menge irre geleitet ward. Ein strahlengekrnter Napoleon trat in der Phantasie an die Stelle des wirklichen, und neue Begeisterung fr den Hingeschiedenen ward in den Massen rege. Es bildeten sich Verschwrungen, deren Rdelsfhrer hingerichtet wurden,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Chateaubriand Napoleons Helena Napoleon
gesetz vorgelegt, wonach jede Druckschrift vor ihrer ffentlichen Ausgabe bei der Direction des Buchhandels deponirt werden sollte, und zwar fnf Tage vor Verffentlichung, wenn sie unter, zehn Tage, wenn sie der 20 Bogen stark war; fr den ersten Bogen sollte 1 Fr., fr alle folgenden zusammen 10 Fr. Stempel bezahlt werden. Man wies nach, da dieser Stempel alle Pariser Journale bis auf drei zu Grunde ge-richtet haben wrde. Zugleich ward der Begriff der Ver-lumdung so gefat, da jedes freie Wort der Kritik als Verlumdung verfolgt werden konnte. Das Gesetz rief den heftigsten Widerstand hervor. Whrend der Deputirte Sala-berry die Buchdruckerkunst verdammte, die einzige Plage, mit der einst Gott Aegyptenland nicht heimgesucht habe, und dies Gesetz noch zu schwach fand, die Feinde des ffentlichen Wohles, die auch zugleich die Feinde Gottes und des Knigs seien, zu zgeln, erklrte Royer-Collard, in dem innersten Wesen des Gesetzes liege der Sinn, da es am Tage der Schpfung unklug gewesen sei, den Menschen als ein freies und vernnftiges Wesen in die Welt eintreten zu lassen, eine solche Verletzung der brgerlichen Rechte sei ein Hohn gegen die gttlichen Gesetze, das Manifest einer furchtbaren Ty-rannet, die alle anderen Unterdrckungen in ihrem Wesen einschliee. Die Kammer milderte die allzu schroffen Bestimmungen des Entwurfes einigermaen und nahm ihn mit 233 gegen 134 Stimmen an, aber jede Aussicht, ihn auch bei den Pairs durchzusetzen, schlug fehl. Als die Minister dies merkten, zogen sie ihn vor der Berathung zurck. So gingen der politische Parteikampf und der Kampf des Kirch-lichen und Gegenkirchlichen nebeneinander her, und während B- und Missionszge veranstaltet wurden, verbreitete man Voltaire's Schriften zu Spottpreisen in Masse unter dem Volke. Bei einer Revue, die Karl X. am 27. April 1827 der die Pariser Nationalgarde abhielt, gab sich der tiefe Widerwille gegen das herrschende System offen kund, denn statt des blichen Lebehochs auf den König erscholl der Ruf: Es lebe die Charte! Nieder mit den Ministern! Nieder mit den Jesuiten!" Dafr wurde die Nationalgarde sofort aufgehoben und die Censur wieder eingefhrt, aber Flugschriften und Witzbltter fuhren dennoch fort, das Verfahren des
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Extrahierte Personennamen: Gott_Aegyptenland Karl_X Karl
434
um 4 Uhr Morgens lie General v. d. Tann zum Sturm auf das Dorf Bazeilles vorgehen. Die Franzosen hatten jedes der steinernen Huser zum Bollwerk gemacht und auch die Bevlkerung nahm im fanatischen Eifer am Kampfe Theil. Sechs Stunden lang rang man unter Strmen von Blut, bis das Dorf endlich um 10 Uhr, als die Schlacht schon auf allen Punkten entbrannt war, im Besitz der Baiern blieb/ Um 11 Uhr kam vom Iv. Corps Untersttzung, man drang der Bazeilles hinaus nach Balan, wo eine hartnckige Ver-theidigung Statt fand. Herber und hinber wogte der Kampf, bis die deutsche Infanterie den Feind nicht nur heraustrieb, sondern bis in die Festung Sedan zurckwarf. Die Baiern besonders hatten wie die Lwen gekmpft und vom Com-mandirenden bis zum Gemeinen herab um den Preis ge-wetteifert. *)
Frh um 5 Uhr erffnete das Xii. Corps auf dem rechten Flgel, im unmittelbaren Anschlu an die Baiern, den Angriff. Hier wogte der Kampf unter uerster Kraft-anstrengung um die Drfer Moncelle und Daigny, und erst um 4 Uhr trat hier einige Ruhe ein. Das Xii. Corps behauptete seine gewonnene Stellung zwischen den genannten Drfern; die Garde nahm Givonne und stellte die Verbin-dung mit den Sachsen her. Seit 11 Uhr kndigte^ v.nunter-
*) Leider erlitten die Baiern nicht blos im Kampfe, sondern auch i auerhalb desselben durch die sanatisirten Bewohner schwere Verluste. 1 Die Frau eines Dorfschneiders soll mit eigener Hand fnf Baiern er- J mordet haben. Ein Einwohner suchte mit Hlfe eines Weibes einen | verwundeten Baiern in ein brennendes Haus zu schleifen, ein herbei- eilender Kamerad hieb sie nieder und warf ihre zuckenden Leiber in | dieselbe Flamme, die sie zum Grabe des verwundeten Baiern bestimmt | hatten. Die Bewohner achteten auch das rothe Genfer Kreuz nicht | und schssen aus den Husern auf die Krankentrger, die sich zuletzt J weigerten vorzugehen, wenn nicht die Huser von den Bewohnern ge- | rumt wrden. Da endlich das Dorf in Flammen gesteckt wurde, 1 war nur gerechte Nothwehr der Baiern, und wahrlich nicht sie haben j das Gesetz der Menschlichkeit verletzt, sondern jene entmenschten | Creaturen, welche auf die Krankentrger schssen und an Verwundeten I Gruel verbten. Hat doch ein Baier eine alte Frau, die in der J brennenden Strae zusammenbrach, durch einen Trunk aus der Feld- fletsche erquickt.
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40
zu schmähen, doch Odysseus tadelte den Lästerer und schlug
ihn mit seinem Scepter, daß sich blutige Schwielen auf dem
getroffenen Rücken erhoben, zum großen Gelächter der übrigen
Griechen, die seine schmerzhafte Miene sahen. Als einst
Thersites sich erdreistete, sogar den göttlichen Achilles zu
lästern, ward er von diesem getödtet.
3. Paris Kampf mit Menelaos.
Das Heer, auf Nestors Rath nach Volksstämmen ge-
ordnet, stand in Schlachtordnung, als man endlich den Staub
der aus ihren Mauern heranziehenden Trojaner gewahr
wurde. Nun setzten sich auch die Griechen in Bewegung.
Als beide Heere einander nahe genug waren, daß der Kampf
beginnen konnte, schritt aus der Nähe der Trojaner der Königs-
sohn Paris vor, in ein buntes Pantherfell gekleidet, den
Bogen um die Schulter gehängt, sein Schwert an der
Seite, und indem er zwei spitze Lanzen schwenkte, forderte
er den tapfersten aller Griechen heraus, mit ihm den Zwei-
kampf zu wagen. Als diesen Menelaos aus den sich heraus-
wälzenden Schaaren hervorspringen sah, freute er sich wie
ein junger Löwe, dem eine ansehnliche Beute, ein Gemsbock
oder ein Hirsch in den Weg kommt, und schnell sprang er
in voller Rüstung von seinem Wagen zur Erde herab, den
frevelhaften Dieb seines Hauses zu bestrafen. Dem Paris
graute beim Anblick eines solchen Gegners, und er entzog
sich dem Kampfe erblassend und in das Gedränge seiner
Landsleute zurückfahrend, als hätte er eine Natter gesehen.
Als ihn Hektor so in die Menge der Trojaner zurücktauchen
sah, rief er ihm voll Unmuth zu: „Bruder, du bist doch nur
von Gestalt ein Held, in Wahrheit aber nichts als ein weibi-
scher, schlauer Verführer. Wärest du lieber gestorben, ehe du
um Helena gebuhlt! Siehst du nicht, wie die Griechen ein
Gelächter erheben, daß du es nicht wagest, dem Manne
Stand zu halten, dem du die Gattin gestohlen hast? Du
wärest werth, zu erfahren, an welchem Manne du dich ver-
sündigt, und ich würde dich nicht bemitleiden, wenn du dich
verwundet auf dem Boden wälztest und der Staub dein zier-
liches Lockenhaar besudelte." Paris aber antwortete ihm:
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56
über von ihm geplagt. Auch ruhte er nicht, bis er mit dem
lügnerischen Seher Kalchas meinen Untergang verabredet
hatte. Als endlich meine Landsleute die oft beschlossene und
wieder aufgehobene Flucht ins Werk setzten, und dieses
hölzerne Pferd hier schon ausgezimmert stand, schickten sie
einen Boten zu einem Orakel des Apollo, weil sie am
Himmel bedenkliche Wunderzeichen beobachtet hatten. Dieser
brachte aus dem Heiligthum des Gottes den traurigen Spruch
mit: „„Ihr habt bei eurem Auszugs die empörten Winde
mit dem Blute einer Jungfrau versöhnt, mit Blut müßt ihr
auch den Rückweg erkaufen und eine Griechenseele opfern/'"
Dem Kriegsvolk lies ein kalter Schauer durch die Gebeine,
als es dieses hörte. Da zog Odysseus den Propheten Kalchas
mit großem Lärm in die Volksversammlung und bat ihn,
den Willen der Götter zu offenbaren. Fünf Tage lang
schwieg der Betrüger und weigerte sich heuchlerisch, einen
Griechen für den Tod zu bezeichnen. Endlich, wie gezwungen
durch das Geschrei des Odysseus, nennt er meinen Namen.
Alle stimmten bei, denn Jeder war froh, das Verderben von
seinem eigenen Haupte abgewendet zu sehen. Und schon war
der Schreckenstag erschienen, ich wurde zum Opfer ausge-
schmückt, mein Haupt mit heiligen Binden umwunden, der
Altar und das geschrotene Korn in Bereitschaft gehalten. Da
zerriß ich meine Bande, entfloh und versteckte mich, bis sie
abgesegelt waren, im Schilfrohr eines nahen Sumpfes. Dann
kroch ich hervor und suchte ein Obdach unter dem Bauche
ihres heiligen Rosses. In mein Vaterland und zu mei-
nen Landsleuten kann ich nicht zurückkehren. Ich bin in
eurer Hand und von euch hängt es ab, ob ihr mir groß-
müthig das Leben schenken, oder mir den Tod geben wollt,
der mich von der Hand meiner eigenen Volksgenossen be-
droht hat."
Die Trojaner waren gerührt, Priamos sprach gütige
Worte zu dem Heuchler und versprach ihm eine Zufluchtsstätte
in seiner Stadt, wenn er ihnen nur offenbaren wollte, was
für eine Bewandtniß es mit dem hölzernen Rosse habe, dem
er soeben den Beinamen eines heiligen gegeben. Mit ver-
stellter Arglist fuhr der Betrüger fort zu erzählen, daß die
Griechen, um den Zorn -der Athene, ihrer Schutzgöttin, zu
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163
mann antwortete: „Nichts, ich kenne den Mann nicht einmal,
nur verdrießt es mich, daß ich ihn immer den Gerechten
nennen höre." Darauf schrieb Aristides seinen eigenen Namen
auf die Scherbe und gab sie ihm. Als er die Stadt verließ,
erhob er die Hände gen Himmel und flehte, daß doch niemals
eine Zeit kommen möchte, wo die Athener genöthigt wären,
seiner zu gedenken. Doch kehrte er schon im vierten Jahre
seiner Verbannung zurück.
Als nun Terxes mit seinem Heere und seiner Flotte gegen
Griechenland anzog, schickten Die Athener Boten nach Delphi,
den Gott um Rath zu fragen. Der aber gebot ihnen, sich
hinter den hölzernen Mauern zu vertheidigen. Es er-
hob sich unter den Athenern großer Streit über den Sinn
dieser Worte, doch der scharfsinnige Themistokles überzeugte
seine Mitbürger, daß unter den hölzernen Mauern die Schiffe
zu verstehen seien, und daß das Orakel den Athenern befehle,
den Persern Widerstand zur See zu leisten.
Die Griechen sandten nun Boten an die Städte und
forderten sie zu gemeinsamer Hilfe aus, doch nicht alle zeigten
sich dazu bereit. Die Argiver versagten die Theilnahme aus
Haß gegen Sparta. Andere Gesandte reisten nach Sicilien,
um mit Gelon, König von Syrakus, zu unterhandeln. Gelon
war bereit, die Griechen mit einer Flotte von 200 Kriegsschiffen,
mit einem Heere von 28,000 Mann und Korn für das ganze
verbündete Heer zu unterstützen, dies Alles aber nur unter
der Bedingung, daß ihm die Griechen die Oberanführung
gegen die Perser übertrügen. Als einer der Gesandten, ein
Lacedämonier, die Bedingung hörte, hielt er sich nicht länger,
sondern sagte: „Wie würde es den Pelopiden Agamemnon
schmerzen, wenn er hörte, daß den Lacedämoniern durch den
Gelon und die Syrakusier die Oberanführung entrissen worden
sei! Daran denke nicht weiter; wenn du den Griechen helfen
willst, so mußt du unter dem Befehl der Lacedämonier stehen,
willst du dir aber nicht befehlen lassen, so brauchst du uns
auch nicht zu helfen." Zuletzt mäßigte Gelon seine Forderung,
er verlangte den Oberbefehl entweder über die Landmacht oder
über die Flotte, dem aber widersprach der Athenische Gesandte:
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171
Xx.
Pausanias, oder die Scklacht bei Platäa.
(479 v. Chr.) l!St g/,
Mardonios, der mit 300,000 Mann in Thessalien über-
wintert hatte, sandte im Frühling des folgenden Jahres
(479) den mit den angesehendsten Personen verschwägerten
Alexander, König von Macedonien, nach Athen, um die
Athener zu einem Bündnisse mit Terxes zu bewegen. Alle
ihre Freiheiten versprach ihnen Xerxes zu lassen, die ver-
brannten Tempel wieder aufzubauen und ihren Länderbesitz
zu vermehren. Zu derselben Zeit erschienen auch Boten der
Spartaner in Athen, die Athener von einem Bunde mit
Persien abzuhalten. Diese wiesen den Alexander mit den
Worten ab: ,,So lange die Sonne ihre jetzige Bahn wandelt,
werden wir uns nicht mit dem Terxes vertragen, sondern
ihm beherzt entgegengehen, im Vertrauen auf den Beistand
der Götter, deren Wohnungen und Bildsäulen er, der Frevler,
verbrannt hat." Den Spartanern aber warfen sie ihre
schimpfliche Besorgniß vor und ermahnten sie zur eiligen
Ausrüstung eines Heeres.
Nun rückte Mardonios durch Böotien nach Attika vor,
wo er das menschenleere Athen, dessen Bewohner sich wieder
nach Salamis geflüchtet hatten, zum zweiten Male einnahm.
Da seine Vorschläge von den Athenern abermals zurück-
gewiesen worden waren, und nach langem Zaudern endlich
ein starkes Heer der Lacedämonier sich in Marsch setzte, so
zog er sich nach Böotien zurück, dessen weite Ebenen seiner
Reiterei besonders günstig waren. Hier lagerte er sich am
nördlichen Ufer des Asopos, während das verbündete Heer
der Griechen, das sich auf 110,000 Mann belief, auf dem
südlichen Ufer ein Lager bezog. Die Athener führte Aristi-
des, der Oberbefehl über die Spartaner war dem Pausa-
nias übertragen, da der Spartanische König noch un-
mündig war.
Keiner der beiden Theile wollte den Uebergang über den
Fluß wagen, und die Oberpriester weissagten demjenigen
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Xerxes Alexander
176
heit aber wollten sie die aufblühende Macht der Athener, auf
deren Größe und Ruhm sie eifersüchtig waren, bei Zeiten
unterdrücken. Sie schickten daher Gesandte nach Athen, um
den Aufbau der Mauern zu verhindern. Während der An-
wesenheit der Gesandten stellten die Athener den Bau ein
und versprachen, selbst Gesandte über diese Angelegenheit nach
Sparta zu schicken. In der That reiste Themistokles ab, ließ
aber den Athenern die Weisung zurück, die übrigen Gesandten
erst dann nachfolgen zu lassen, wenn die Mauer eine hinläng-
liche Höhe, um sich dahinter vertheidigen zu können, erreicht
haben würde; inzwischen sollten alle Einwohner ohne Unter-
schied, Männer, Weiber und Kinder, an dem Mauerbau
arbeiten, weder eigene noch öffentliche Gebäude schonen, sondern
Alles abtragen, was man irgend zu dem Werke brauchen
könnte. Nachdem er ihnen die Weisung gegeben hatte, reiste
er ab.
In Sparta meldete er sich aber nicht gleich bei der
Negierung, sondern wartete unter allerlei Vorwänden, und
wenn man ihn fragte, warum er nicht öffentlich auftrete, so
sagte er, er erwarte seine Mitgesandten, die eines Geschäfts
wegen zurückgeblieben seien, er hoffe jedoch, daß sie bald ein-
treffen würden und wundere sich, daß sie noch nicht da seien.
Die Spartaner glaubten ihm. Als sie aber die bestimmte
Nachricht erhielten, daß die Mauer gebaut werde und bereits
eine gewisse Höhe erreicht habe, so bat sie Themistokles, diesem
Gerüchte keinen Glauben zu schenken, sondern einige rechtliche
Männer zur Untersuchung nach Athen zu schicken. Dies thaten
sie. Themistokles gab aber den Athenern den Rath, die
Spartanischen Gesandten nicht eher zu entlassen, bis auch
ihre Gesandten zurückgekehrt wären. Denn es waren nun
schon die andern beiden Gesandten nach Sparta gekommen,
mit der Anzeige, daß die Mauer schon weit genug gediehen
sei. Jetzt trat Themistokles öffentlich aus und erklärte, die
Athener besäßen Einsicht genug, um auch ohne die Lacedä-
monier zu entscheiden, was ihnen und ihren Bundesgenossen
heilsam sei, und hätten deshalb ihre Stadt mit Mauern um-
geben. Die Lacedämonier verbargen ihren Unwillen und
ließen, um ihre eigenen Gesandten zurückzuerhalten, den The-
mistokles und seine Mitgesandten nach Athen abreisen.
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nun nach Unteritalien, wo sie die nach ihnen benannte Stadt
Messana bewohnten. Aristomenes, den sie zum Führer haben
wollten, lehnte es ab mit den Worten: er werde, so lange
er lebe, gegen die Lacedämonier Krieg führen, er wisse genau,
daß immer irgend ein Unheil durch ihn für Sparta entstehen
werde. Später ging er nach Delphi. Als der Herrscher
einer Stadt auf der Insel Rhodos, Damage tos, das
Orakel befragte, wessen Tochter er zur Frau nehmen sollte,
erhielt er die Antwort, die Tochter des tapfersten Mannes
unter den Griechen Zu heirathen. Darauf heirathete er die
Tochter des Aristomenes; dieser zog nach Rhodos, wo er
nach einiger Zeit an einer Krankheit starb. Die Rhodier er-
richteten ihm ein ausgezeichnetes Denkmal und erwiesen ihm
besondere Verehrung.
X.
Kodros, der Letzte König der Athener.
(1068 v. Chr.)
Wir haben oben gesehen, wie die siegreichen Dorier sich
des ganzen Peloponneses bemächtigten. Sie begnügten sich
aber rstit dieser Eroberung nicht, sondern gingen über die
Landenge, entrissen den Athenern Megaris und drangen tief
in das Attische Gebiet ein, das sie mit Feuer und Schwert
verheerten. Damals (1068 v. Chr.) war Kodros König
der Athener. Von den Feinden hart bedrängt, schickte er
Gesandte nach Delphi und ließ das Orakel fragen, durch
welches Mittel sein Vaterland von einem so schweren Kriege
befreit werden könnte. Da soll der Gott geantwortet haben,
daß das Volk, dessen König von feindlicher Hand falle, Sieger
sein tvürde. Dieser Orakelspruch ward nicht nur im Atheni-
schen, sondern auch im Dorischen Lager bekannt. Die Dorier
erließen daher ein Verbot, den Kodros im Kampfe zu ver-
letzen, und hüteten sich vor einer Schlacht. Kodros aber
legte die Zeichen seiner königlichen Würde ab, verkleidete sich
als Landmann und ging mit einem Bündel Holz auf dem
Rücken und einer Art in der Hand in das feindliche Lager.
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132
Smerdis Mitleid äußerte, trat er sie mit Füßen, so daß sie
an den Folgen der Mißhandlung starb.
Einst fragte Kambyses den Prexaspes, was Wohl die
Perser von ihm hielten. „Herr," antwortete Prexaspes, „du
wirst allgemein gelobt, nur dem Trunk, sagen sie, wärest
du sehr ergeben." Da gerieth Kambyses in Zorn und sagte:
„Du sollst urtheilen, ob die Perser wahr reden. Wenn ich
deinen Sohn, der da im Vorhof steht, mitten durch das Herz
treffe, so ist offenbar, daß die Rede der Perser ungegründet
ist, fehle ich aber, so sollen die Perser die Wahrheit reden,
und ich will nicht recht bei Sinnen sein." Bei diesen Worten
spannte er den Bogen und schoß nach dem Knaben, und als
der Knabe fiel, ließ er ihn aufschneiden und den Schuß
untersuchen, und da man fand, daß der Pfeil im Herzen
steckte, ward er sehr fröhlich und sagte zu dem Vater des
Knaben: „Prexaspes, daß ich nicht rasend bin, ist dir wohl
klar geworden: nun aber sage mir, hast du schon in der
ganzen Welt einen so guten Schützen gesehen?" Der Vater
aber sah, daß Kambyses nicht bei Verstand war, und für
sein eigenes Leben zitternd, sprach er: „Herr, ich glaube, ein
Gott selbst kann nicht besser schießen."
Ein andermal ließ Kambyses zwölf vornehme Perser,
die nichts verbrochen hatten, lebendig bis an den Kops ein-
graben. Dergleichen Unthaten verübte er viele in feiner—
Raserei gegen Perser und Bundesgenossen, und trieb mit
Heiligthümern und Götterbildern seinen Spott.
Unterdeß empörten sich in Persien zwei Mager, die
waren Brüder, und Kambyses hatte den einen von ihnen
zum Verwalter seines Hauswesens zurückgelassen. Da Smer-
dis' Tod geheim gehalten wurde, und nur wenige Perser
davon wußten, die meisten aber glaubten, er sei noch am
Leben, so erhob Patizeithes, der eine Mager, seinen Bruder,
der nicht nur dem ermordeten Smerdis sehr ähnlich war,
sondern auch denselben Namen Smerdis führte, auf den
königlichen Thron. Darauf sandte er Herolde in alle Länder
mit dem Befehl, daß man fortan dem Smerdis, dem Sohn
des Kyros, und nicht dem Kambyses zu gehorchen hätte.
Der nach Aegypten bestimmte Herold traf den Kambyses
und sein Heer auf der Heimkehr in Ekbatana in Syrien,
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